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KHM Wien: "Baselitz nackte Meister"

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien , 18.03.2023, 19:04 Uhr
Kommentar: +++ Kunst, Kultur und Musik +++ Bericht 6489x gelesen

Wien [ENA] Aus Anlass seines 85. Geburtstag wurde Georg Baselitz zu einem Ausstellungsprojekt vom Kunsthistorischen Museum Wien eingeladen um sich mit dem Figuralen von Renaissance Künstlern wie Tizian, Rubens, Cranach oder Correggio auseinanderzusetzen. Dabei werden 73 seiner Gemälde und zwei Skulpturen gemeinsam mit 40 Werken der Gemäldegalerie gezeigt, mit vollkommener Konzentration auf den Akt, die nackte Figur.

In der Begegnung der Werke von Baselitz mit historischen Bildern ergeben sich spannende Einsichten in die Geschichte der Aktmalerei. Die Werke handeln von der Nacktheit des Malers und der seiner Frau Elke, die bis heute sein einziges Modell blieb und schon im Saal 1 werden seine Akte dem ersten Menschenpaar in Bildern von Cranach oder Memlings gegenübergestellt. Im Saal 2 interessieren Baselitz Fragen von Kolorit, nicht aber die Bilderzählungen Alter Meister wie Tizian. Im Saal 3 will der Künstler einen weiblichen Akt Dürers aus seiner lehrbuchartigen Konstruktion befreien und das so entstandene Frauenpaar mit sinnlicher Farbigkeit ausstatten. Im Saal 4 schweben die Figuren schemenhaft, wie reduzierte Chiffren in gewaltigen Formaten.

Seit 2020 collagiert er Nylonstrümpfe in seine Gemälde, angeblich beeinflusst vom Dada-Künstler Kurt Schwitters. Ist Baselitz eitel könnte man fragen, dem nichts gut genug ist, nach dem Motto "alles was entsteht, ist Wert, dass es zugrunde geht." Die Nacktheit, die wie aufgehängtes Fleisch zum Trocknen in der Luft hängt, ist vielleicht auch eine Reaktion auf die Tragödie des Zweiten Weltkrieges, die ihn veranlasste die Praxis seiner bildkunstlerischen Erfindungen ständig zu erneuern. Natürlich ist die Beurteilung der Ausstellung "Nackte Meister" im KHM letztendlich Geschmackssache, aber so richtig funktioniert die Gegenüberstellung nicht wirklich, weil das eigenartige Monumentale eines Baselitz die Alten Meister in den Schatten stellt.

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